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Spezialforschungsbereich "Moderne - Wien und Zentraleuropa um 1900"
[als SFB abgeschlossen]

Der "SFB Moderne - Wien und Zentraleuropa um 1900" ist ein Forschungsprogramm, das im September 1994 an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz eingerichtet wurde.
Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses des SFB Moderne steht die Frage nach den Voraussetzungen und Inhalten jener sozio-intellektuellen Konditionen, die das kreative Potential in Wien und in anderen urbanen Milieus Zentraleuropas (z.B. Graz, Ljubljana, Zagreb) in den Jahrzehnten um 1900 (ca. 1870 bis 1930) hervorgebracht bzw. unterstützt haben. Dabei eröffnen gerade die komplexen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Zentraleuropas ein Untersuchungsfeld, dessen wissenschaftliche Betrachtung nicht nur Erkenntnisse im Konkret-Empirischen verspricht. Die Rekonstruktion von Diskursen der Moderne in unterschiedlichen ästhetischen, kulturellen und politischen Kontexten erweist sich vielmehr auch für die gegenwärtige Debatte um die (Post-)Moderne als erhellend: Tatsächlich scheinen Differenzierung und vor allem Pluralisierung bereits für die Ausprägung der Moderne um 1900 konstitutiv gewesen zu sein.
Im Vergleich zur gesamteuropäischen Moderne können in Wien und Zentraleuropa bis in den ästhetischen Bereich Phänomene namhaft gemacht werden, die sich spezifischen Traditionen im zentraleuropäischen Raum verdanken: Prozesse akzelerierter ökonomischer und technischer Transformationen (Modernisierung) haben im 19. Jahrhundert in Europa nicht nur zu Vereinheitlichungen geführt, sondern zugleich Differenzierungen hervorgebracht, die die gesellschaftliche Segmentierung ("vertikale Differenziertheit") und die individuelle Fragmentiertheit (Verunsicherungen, Identitätskrisen) zur Folge hatten. Die bewusste oder unbewusste Reflexion dieser Prozesse (in der Literatur, Kunst, Musik, Philosophie usw.) ist seit der Mitte des 19. Jahrhunderts eines der charakteristischen Kennzeichen der gesamteuropäischen Moderne. Die Relevanz der Moderne in Zentraleuropa besteht u.a. darin, dass hier dieses Bewusstsein von Differenziertheit durch die in den urbanen Zentren erfahrbare ethnisch-kulturelle und sprachliche Pluralität bzw. Heterogenität der Region ("horizontale Differenziertheit") zusätzlich verstärkt und daher besonders deutlich wahrgenommen wurde (Konflikte, verstärkte Identitätskrisen). Es sind dies Kriterien, die in der Postmoderne bestimmend geworden sind und die bereits von Repräsentanten der Wiener Moderne wahrgenommen wurden. (Vgl. J.-F. Lyotard). Wien und Zentraleuropa sind daher als ein "komplexes kulturelles System" ("hybride Kultur") und als solches als ein "Laboratorium" anzusehen, in dem bereits für die Zeit um 1900 Prozesse namhaft gemacht werden können, die um 2000 von globaler Relevanz geworden sind.
Der SFB verfolgt daher u. a. nachstehende Ziele:
1. die Bearbeitung einzelner Forschungsprobleme aus dem Bereich der Wiener bzw. zentraleuropäischen Moderne;
2. die disziplinenübergreifende Erarbeitung von spezifischen Kriterien der Wiener bzw. zentraleuropäischen Moderne;
3. die Rückbindung der Forschungsergebnisse an die allgemeine wissenschaftliche Debatte um die Phänomene 'Moderne' bzw. 'Postmoderne'.
sfb.moderne@uni-graz.at
Link zu Website oder Homepage: www-gewi.kfunigraz.ac.at/moderne/index.html
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