Kunstabteilung - Department of the Arts - Part 11

posted by Amalia Kerekes on 2006/12/17 18:38

[ Kunstabteilung - Department of the Arts ]

Ohne markante künstliche Einstellungen und ohne die mit der sowjetischen Kunst reflexartig assoziierte Monumentalität präsentieren sich die Fotos Jewgeni Chaldejs in der Ausstellung Ikonen des Kriegs des Budapester Jüdischen Museums, die eine reiche Auswahl aus den Bildern zum Zweiten Weltkrieg bietet und bis zum 21. Jänner 2007 geöffnet ist.

Chaldej, berühmt geworden durch die Dokumentierung der symbolischen Besatzung zentraler Berliner Orte, als er das Hissen der sowjetischen Fahnen am Brandenburger Tor, am Flughafen Tempelhof und auf dem Dach des Reichstags mitverfolgte (vgl. seinen englischsprachigen Lebenslauf), war Augenzeuge der Befreiung des Budapester Ghettos, der wiederum symbolträchtigen Umfunktionierung der Budapester Freiheitsbrücke in eine mit Bildern und Aufschriften reichlich bestückte Empfangskulisse der Roten Armee, deren Einmarsch in Wien auf den Fotos der Ausstellung einen banal propagandafähigen Heroismus vollkommen entbehrt.

Die Nähe der Kamera einerseits und das mit Menschengruppen oft gebrochene Panoramatische der Aufnahmen andererseits erbringen auf den Budapester, Wiener und Berliner Fotos einen scharfen Kontrast zur Perspektivierung der marschierenden sowjetischen Armee in den letzten Kriegsjahren: Von den im Stil der Naturfotos gezeigten, z.B. im Wasser widerspiegelten sowjetischen Soldaten führt die Ausstellung zum stark akzentuierten Wechselspiel von Sehen und Gesehenwerden, zur Dokumentierung des Nebeneinanders von Ermordeten und Lebenden. Das prägnanteste Beispiel dafür ist womöglich das Foto einer Wiener Familie mit der Unterschrift: „Nazi, der seine Frau und seine zwei Kinder erschossen und sich selber umgebracht hat“, deren auf einer Parkbank liegenden Leichen von einer sowjetischen Soldatengruppe beobachtet werden. Das Staunen, das, wie auch im Fall der Budapester Ghettoaufnahmen, prompte Gefühlsregungen wie Hass und Mitleid blockiert, markiert auf den Fotos die ersten Augenblicke, als der Ausmaß des Skandals erahnt wurde, die ersten Versuche des Verstehenwollens, worin das Ikonische der Bilder Chaldejs verborgen ist.


Antworten

Budapest

A picture from the heydays of liberal Budapest - when a whole (though short) underground line could be built within two years. And M1, the famous "Földalatti", Budapest's yellow line, still works. I have never seen this image of the construction on Andrássy before, so be full of admiration - and I am not telling your where it is from...

The M1-line so is a memento to both: a liberal mayor (for what Budapest was capable of) and the Siemens company, who more than a hundred years ago was capable of producing faultless underground trams (not like today's Combino crap...)

Budapest has – together with St. Petersburg and Vienna – one of the largest tramway networks of the world. The tramway type "UV" – standing for "Új villamos - New tramway" and pictured above – was designed in the early forties and is still a symbol for Hungary's once high-tech railway-carriage industry. With the arrival of the new low-floor-trams in spring 2006 – built by Siemens in Vienna and not too beautiful – this landmark of Budapest will vanish from the cityscape.
György Petri: Imre Nagy

Du warst unpersönlich wie die anderen bebrillten Führer
im Sakko, deine Stimme war nicht metallen,
denn du wußtest nicht, was du eigentlich sagen solltest,
so unvermittelt den vielen Versammelten. Gerade das Plötzliche
war ungewohnt für dich. Du alter Mann mit dem Zwicker,
ich hörte dich, ich war enttäuscht.
Ich wußte noch nichts

vom Betonhof, wo der Staatsanwalt
das Urteil gewiß heruntergeleiert hat,
ich wußte noch nichts von der groben Reibung des Stricks, von der letzten Schmach.

Wer will sagen, was sagbar gewesen wäre
von jenem Balkon aus, Möglichkeiten, unter Maschinengewehren
verfeuert, kehren nicht zurück. Gefängnis und Tod
wetzen die Schärfe des Augenblicks nicht aus,

wenn der eine Scharte bekommen hat. Aber wir dürfen uns erinnern
an den zögernden, verletzten, unentschlossenen Mann,
der gerade seinen Platz zu finden schien,

als wir davon aufwachten,
daß man unsere Stadt zerschoß.

Übersetzt von Hans-Henning Paetzke

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