Wahlen 2006 - Part 14

posted by Bela Rasky on 2006/03/25 14:02

[ Wahlen 2006 ]

Worüber entscheidet Ungarn am 9. April?

Zwar kündige ich immer großspurig an, nichts mehr über die Wahlen schreiben zu wollen, weil es ja so saulangweilig ist, dann kommt aber immer eine Kleinigkeit, die mich dann doch zur Tastatur treibt.

Einer der großen Unterschiede zwischen Österreich und Ungarn ist ja, dass die Budapester Zeitungen – trotz aller Qualitätsverluste – strukturell zumindest noch immer tatsächlich Zeitungen sind. Heute habe ich mir zum Beispiel in Wien drei Tageszeitungen gekauft, sie durchgeblättert und weggelegt: Kaufe ich in Budapest an einem Samstag drei Zeitungen – Népszabadság, Magyar Hírlap und, ja, Magyar Nemzet – und vielleicht noch die Élet és Irodalom dazu, habe ich auch etwas zum Lesen. In der Wochenendbeilage von Népszabadság, dem Ex-KP-Zentralorgan und auch heute stramm MSZP-freundlich, findet man heute einen Beitrag von Eszter Babarczy. Normal mag ich sie ja nicht, sie hat so etwas von einer obergescheiten Oberlehrerin, aber diesmal fand ich ihre Analyse auf den Punkt gebracht: Das sind ja die Sachen, die einem ja dann wieder mit der ungarischen Intelligentsia versöhnen.

Babarczy fragt zu Recht, um was es den letztlich bei diesen Wahlen nun ginge und stellt eindeutig fest, dass es die Frage der Art der Wiederherstellung eines Budgetgleichgewichts sei. Banal, möchte man meinen: Hat man einmal die EU-Kriterien mit dem Beitritt akzeptiert, gilt es sie auch umzusetzen. Die Frage sei eben das Wie.

Allein keine der Parteien, vor allem die kleinen nicht, stellen hier ein klares Programm vor (Kuncze vom SZDSZ habe in einem Artikel mit dem Wirtschaftsmagazin HVG gesagt, konkretes zu benennen sei jetzt nicht aktuell, was nur zeigt, wie wenig die politische Elite ihre eigenen Wähler für voll nimmt), auf Grund dessen sich die Wähler eben entscheiden können. (Natürlich kann man den ganzen Schmafu von wegen ausgeglichenem Haushalt ablehnen, sage ich einmal, aber dann bitte richtig, oder wie es József Antall gesagt hätte: "Hätten die Herrschaften beliebt, eine Revolution zu machen!") Babarczy stellt aber fest, dass im Prinzip alle Parteien um den heißen Brei herumreden, und damit wiederum nur Frustrationen gerieren werden: Das Gerde um "ungarischer Willen" bzw. "Republikanertum", auf das sich die beiden Lager einschießen, sei Schall und Rauch, "symbolische Politik" heißt das feiner, glaube ich, die eben wieder – wenn sie in einem Sparprogramm konkret, also in ihr Gegenteil verkehrt wird – nur Verdrossenheit auslösen wird.


Antworten

Budapest

A picture from the heydays of liberal Budapest - when a whole (though short) underground line could be built within two years. And M1, the famous "Földalatti", Budapest's yellow line, still works. I have never seen this image of the construction on Andrássy before, so be full of admiration - and I am not telling your where it is from...

The M1-line so is a memento to both: a liberal mayor (for what Budapest was capable of) and the Siemens company, who more than a hundred years ago was capable of producing faultless underground trams (not like today's Combino crap...)

Budapest has – together with St. Petersburg and Vienna – one of the largest tramway networks of the world. The tramway type "UV" – standing for "Új villamos - New tramway" and pictured above – was designed in the early forties and is still a symbol for Hungary's once high-tech railway-carriage industry. With the arrival of the new low-floor-trams in spring 2006 – built by Siemens in Vienna and not too beautiful – this landmark of Budapest will vanish from the cityscape.
György Petri: Imre Nagy

Du warst unpersönlich wie die anderen bebrillten Führer
im Sakko, deine Stimme war nicht metallen,
denn du wußtest nicht, was du eigentlich sagen solltest,
so unvermittelt den vielen Versammelten. Gerade das Plötzliche
war ungewohnt für dich. Du alter Mann mit dem Zwicker,
ich hörte dich, ich war enttäuscht.
Ich wußte noch nichts

vom Betonhof, wo der Staatsanwalt
das Urteil gewiß heruntergeleiert hat,
ich wußte noch nichts von der groben Reibung des Stricks, von der letzten Schmach.

Wer will sagen, was sagbar gewesen wäre
von jenem Balkon aus, Möglichkeiten, unter Maschinengewehren
verfeuert, kehren nicht zurück. Gefängnis und Tod
wetzen die Schärfe des Augenblicks nicht aus,

wenn der eine Scharte bekommen hat. Aber wir dürfen uns erinnern
an den zögernden, verletzten, unentschlossenen Mann,
der gerade seinen Platz zu finden schien,

als wir davon aufwachten,
daß man unsere Stadt zerschoß.

Übersetzt von Hans-Henning Paetzke

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