Wahlen 2006 - Part 6

posted by BR on 2006/03/13 20:46

[ Wahlen 2006 ]

Das sich konservativ nennende Imperium hat zurückgeschlagen - und tat es wieder einmal recht billig, nicht ganz comme il faut aux cercles bourgeoises. Einen Tag nach Erscheinen des äußerst kritischen Beitrages von Debreczeni József zu "el maximo líder" (BR), Generalkommandant Viktor Orbán - so der rechte Publizist Bencsik in der – würg – rechten Zeitschrift "Demokrata", hatte eine Presseagentur namens Havaria-Press schon die News: Debreczeni war angeblich Stasi-Spitzel. Und Hír-TV, die Haus-TV-Anstalt von Orbán (digital nicht zu empfangen: die antimodernistische FIDESZ torpedierte in der letzten Sitzung dieser Legislaturperiode das Gesetz über das terrestrische Digital-TV) brachte es auch.

So macht man's: Das ist der Lieblingssport in Ungarn seit fünfzehn Jahren, passt was nicht, kommt die Denunziationskeule. Lösung meines Erachtens: Die Liste der Spitzel publizieren, einfach so, ALPHABETISCH, von A bis Z, OK der letzte Buchstabe im ungarischen Alphabet ist Zs, also bis Zs.

In der heutigen Népszabadság dementierte aber ein ehemaliger Stasioffizier, der auf Debreczeni angesetzt war die angeblich so heiße News: Man hätte von ihm lassen müssen, denn er sei einfach zu intelligent gewesen, hätte eine klare Meinung gehabt, man habe daher entschieden, ihn nicht einzubauen...

Er ist ja im übrigen auch tatsächlich viefer und klarer wie die Rechten, aber eben auch mutiger wie diese feige ungarische Linke.

Die wahre Schlacht spielt sich in diesem Wahlkampf übrigens zwischen den beiden rechten Parteien (also MDF und FIDESZ) ab, auch Debreczeni ist dafür ein Beleg, ist er ja tatsächlich konservativ - allein die Reste der ungarischen christlich-DEMOKRATISCHEN Bourgeoisie sind an den Fingern einer Hand abzuzählen - OK waren sie immer (und auch die jetzt von ihnen gefeierten und für sich reklamierten Revolutionen 1848 und 1956 haben ja nicht sie gemacht, denn erstere hat der KLeinadel gemacht, letztere das ungarische Proletariat - aber das ist Geschichte, ich weiss, ich kann mir aber nicht die Zunge abbeissen bzw. die Finger abhacken, da ich ja tippe.)

Auch der intelligente Jurist und Publizist Péter Tölgyessy hat übrigens die Verlotterung der ungarischen Rechten spüren müssen: Der FIDESZ-Politiker, der Orbán des öfteren kritisiert hatte, fand sich weit ab auf einen unwählbaren PLatz der FIDESZ-Liste wieder....

Aber was anderes, nur damit der Rundumschlag so richtig zirkulär wird: Der konservative Präsident hat meines Erachtens recht, wenn er die staatliche Auszeichnung von Vertretern des diktatorischen Exsystems, u. a. einen Planer des Gabcikovo-Nagymaros Kraftwerks, aus Anlass des 15. März kritisiert (wie das die verlotterte Linke in diesem Land vorschlägt), auch wenn das der von mir sehr geschätzte Verfassungsrechtler Gábor Halmai wieder für falsch findet.

Pisti ist es wurscht, na ja, er ist die Zukunft.

Addendum:
Wie ich gerade höre hat Debreczeni das Historische Archiv für Staatssicherheitsdienste ermächtigt, alle seine Daten zu publizieren, in zehn Tagen wissen wir es genau....


Antworten

Budapest

A picture from the heydays of liberal Budapest - when a whole (though short) underground line could be built within two years. And M1, the famous "Földalatti", Budapest's yellow line, still works. I have never seen this image of the construction on Andrássy before, so be full of admiration - and I am not telling your where it is from...

The M1-line so is a memento to both: a liberal mayor (for what Budapest was capable of) and the Siemens company, who more than a hundred years ago was capable of producing faultless underground trams (not like today's Combino crap...)

Budapest has – together with St. Petersburg and Vienna – one of the largest tramway networks of the world. The tramway type "UV" – standing for "Új villamos - New tramway" and pictured above – was designed in the early forties and is still a symbol for Hungary's once high-tech railway-carriage industry. With the arrival of the new low-floor-trams in spring 2006 – built by Siemens in Vienna and not too beautiful – this landmark of Budapest will vanish from the cityscape.
György Petri: Imre Nagy

Du warst unpersönlich wie die anderen bebrillten Führer
im Sakko, deine Stimme war nicht metallen,
denn du wußtest nicht, was du eigentlich sagen solltest,
so unvermittelt den vielen Versammelten. Gerade das Plötzliche
war ungewohnt für dich. Du alter Mann mit dem Zwicker,
ich hörte dich, ich war enttäuscht.
Ich wußte noch nichts

vom Betonhof, wo der Staatsanwalt
das Urteil gewiß heruntergeleiert hat,
ich wußte noch nichts von der groben Reibung des Stricks, von der letzten Schmach.

Wer will sagen, was sagbar gewesen wäre
von jenem Balkon aus, Möglichkeiten, unter Maschinengewehren
verfeuert, kehren nicht zurück. Gefängnis und Tod
wetzen die Schärfe des Augenblicks nicht aus,

wenn der eine Scharte bekommen hat. Aber wir dürfen uns erinnern
an den zögernden, verletzten, unentschlossenen Mann,
der gerade seinen Platz zu finden schien,

als wir davon aufwachten,
daß man unsere Stadt zerschoß.

Übersetzt von Hans-Henning Paetzke

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