Possen aus Krähwinkel

posted by Béla Rásky on 2009/03/27 00:50

Zur Polit-Posse, die in Ungarn gerade läuft
.
nur von mir übersetzt, und leicht verständlich gemacht, sonst nichts....



Ungarn heute


Auf eine Frage von Wirtschaftsstudenten in Pécs antwortend, erklärte die betagte Tante Emőke, sie würde für den Posten der Ministerpräsidentin Ungarns durchaus bereitstehen.

1. Allein unter Bedingung, dass sie sowohl der Pál Jávor und Viktor Orbán unterstützen würden, denn sie wolle ja keinerlei billigen Machtspielchen assistieren...

2. Tante Emőke machte auch klar, dass für den Fall, dass sie zur Ministerpräsidentin gewählt werden würde, man beim Kirtag in Hódmezővásárhely wieder „die guten alten geflochtenen Körbe“ verkaufen werde, und sie es auch nicht ausschließe, dass sie neben dem Ministerpräsidentenposten auch ihren ersten Listenplatz für die Wahlen zum Europäischen Parlament behalten werde – vorausgesetzt es gebe nach Strassburg einen direkten Bus aus Kisszállás – oder zumindest aus Bácsalmás.

3. Es ist wohl kein Zufall, dass die Ankündigung von Tante Emőke in Pécs erfolgte, wo ja in Kürze eine der wichtigsten parteiinternen Kritikerinnen des Gyurcsány-Kurses bei den kommenden Bürgermeisterwahlen kandidieren werde – analysierte der Experte des Institutes XXX. Dies alles könnten erste Anzeichen eines kommenden Putsches gegen Gyurcsány sein. Gleichzeitig sei auch nicht ausgeschlossen, dass Gyurcsány paradoxerweise daraus durchaus Profit schlagen könnte, besonders in Anbetracht dessen, dass Jobbik und die LMP aktiv werden – fügte der Beobachter hinzu.

4. Die Kandidatin für das Amt des Ministerpräsidenten hielt abschließend fest: Sie selbst möchte jene Tratschweiber benennen, denen sie auf keinen Fall ein Portefeuille anbieten werde, ja ihnen nicht einmal einen Platz in den hinteren Bänken anbieten werde – weil nun endlich die Zeit gekommen sei, dass wir über die tatsächliche Lage sprechen müssen – sowohl was die ungarische Wirtschaft betreffe als auch das Geschlechtsleben der Nachbarin von Tante Emőke, Tante Lidia.

5. Die Sozialisten erwägen Tante Emőke als Regierungschefin zu nominieren, erklärte ein MSZP-Politiker, der nicht genannt werden wollte, gegenüber zoom.hu: In der gegenwärtigen Situation werde ein Ministerpräsident gebraucht, von dem die Leute auch sie selbst betreffende nachteilige Maßnahmen akzeptieren würden. Tante Emőkes zweifelloser Vorteil sei es, dass sie keine Bankerin sei, und sie so auch der chavezistische Flügel der Partei akzeptieren könne.

6. Tante Emőke war in der Gizella utca! Die verwitwete Frau Crnkovics erreichte gegen zwei Uhr Nachmittag die Parteizentrale der Liberalen, konnte aber die schwere Türschnalle nicht hinunterdrücken und ging daher wieder nach Hause. „Na, wenigstens, bin ich einmal auch dort gewesen!“ fasste die immer populärere Kompromisskandidatin für das Amt des Ministerpräsidenten ihre Erfahrungen zusammen.

7. „Tante Emőke ist die populärste!“ Laut einer Umfrage des Instituts XXX RiszRCH wären 95 Prozent der Bevölkerung bereit, Tante Emőke im Amt der Ministerpräsidentin zu unterstützen, da insgesamt fünf Prozent der Befragten die Frage „Würden sie es unter allen Umständen ausschließen, dass die nette, bezaubernde Tante Emőke anstelle der vielen korrupten, untalentierten Politiker Ministerpräsidentin wird?“ mit einem entschiedenen Ja beantwortet hatten.

8. Laut einer Erklärung von Ibolya Dávid würde das MDF Tante Emőke niemals zur Macht verhelfen, sei aber als konsequente Oppositionspartei durchaus bereit jenen Misstrauensantrag zuzustimmen, mit dessen Hilfe die liebe Oma doch Ministerpräsidentin werden könnte. Rein fachlich betrachtet.

9. Die Wahl von Frau Crnkovics würde der Akzeptanz der nationalen Minderheiten in Ungarn einen großen Anstoß verleihen – erklärte der Präsident der kroatischen Minderheitenselbstverwaltung in einer Sendung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Tante Emőke erklärte nur soviel: Soviel wie ein unter den potenziellen Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten geführter Historiker-Museumspädagoge würde auch sie vom Krisenmanagement verstehen. „Auch der Parenyitza-Käse kann anders sein!“ – fügte sie in Anspielung auf den Parteinamen „Politik kann auch anders sein“ noch hinzu.

10. Statt Stilblüten erwarte er sich für den Fall einer Unterstützung Maßnahmen, erklärt Gábor Fodor. Der Präsident des SZDSZ erwartet sich von Frau Crnkovics eine dialog- und kompromissbereite, charakterstarke Politik. Gleichzeitig initiierte eine Gruppe von SZDSZ-Delegierten eine außerordentliche Delegiertenversammlung für den Rücktritt von Fodor. „Fodor hat einen gewaltigen politischen Fehler verübt, als er es verabsäumt hatte, die Türschnalle in der SZDSZ-Parteizentrale reparieren zu lassen und hat damit die Verhandlungsposition der Liberalen entscheidend geschwächt.“ – begründeten sie ihre Vorgangsweise.

11. Fodor nahestehende Quellen wiesen darauf hin, dass eine Initiative, deren Begründung so viele Rechtschreibfehler habe, wohl kaum Chancen für eine Unterstützung habe.

12. Tante Emőke wiederum meinte vor Journalisten, dass sie ein Belastungspaket für nicht notwendig erachte, allein die Henkel der Plastiksackerl vom Penny Markt könnten doch etwas stärker sein.

13. Tante Emőke ist nichts anderes als nur ein neuer Bluff der Sozialisten – erklärte Viktor Orbán mit Frau Jánosné Fata an seiner Seite, das Gesicht, das die Wahlkampagne der Fidesz 2006 „Uns geht es schlechter“ prägte. Frau Fatané erklärte: Eine Lösung können nur vorgezogene Neuwahlen bedeuten. Laut Meldungen wurde ihr Platz 4 auf der Parteiliste zugesichert.

14. Tante Emőke nimmt an einer Besprechung von MSZP-SZDSZ-MDF teil! Die vor ihrer Pensionierung stehende Dame, die als Buchhalterin der LPG „Lajos Kossuth“ bereits durchaus seriöse Erfahrungen im Bereich des Krisenmanagements machen konnte, war der Einladung dieser Parteien gefolgt, auf einer gemeinsamen Sitzung ihr Programm zu präsentieren. Ihr Erscheinen hatte sie aber an mehrere Bedingungen geknüpft: Gábor Fodor habe sich zu frisieren, der Vertreter des MDF muss seinen Johannes drin lassen, und die Pogatschen müssten von ihr kommen, weil in denen, die man im Geschäft kaufe, immer die Margarine ausgespart werde.

15. Tante Emőke ist eine Mossad-Agentin – ist auf kuruc.info zu lesen. Laut dem Internetportal sei Tante Emöke einmal in Budapest neben dem bekannten israelischen Spion H. Grünn vorbeigeradelt und hätte ihn dabei vieldeutig angesehen. Andere rechtsextreme Quellen wiederum bezweifeln die Behauptungen von kuruc.info: Ihrer Ansicht nach würden die vieldeutigen Blicke von Tante Emöke vielmehr auf ein Freimaurertum von ihr schließen lassen. Jobbik rief auf jeden Fall zum Widerstand auf.

16. Der Kabinettvorstand des Präsidiums der Fidesz bekräftigte auf eine Frage antwortend auf einer Pressekonferenz am Dienstag, dass Viktor Orbán am Montag Tante Emőke getroffen habe und ihr auch persönlich den Standpunkt der Fidesz dargelegt habe: In der gestrigen Monika-Show von RTL Klub habe sicherlich der Lajos recht gehabt, denn ein Ungar würde die Grießnockerlsuppe wohl nie mit einem Lorbeerblatt servieren.











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Budapest

A picture from the heydays of liberal Budapest - when a whole (though short) underground line could be built within two years. And M1, the famous "Földalatti", Budapest's yellow line, still works. I have never seen this image of the construction on Andrássy before, so be full of admiration - and I am not telling your where it is from...

The M1-line so is a memento to both: a liberal mayor (for what Budapest was capable of) and the Siemens company, who more than a hundred years ago was capable of producing faultless underground trams (not like today's Combino crap...)

Budapest has – together with St. Petersburg and Vienna – one of the largest tramway networks of the world. The tramway type "UV" – standing for "Új villamos - New tramway" and pictured above – was designed in the early forties and is still a symbol for Hungary's once high-tech railway-carriage industry. With the arrival of the new low-floor-trams in spring 2006 – built by Siemens in Vienna and not too beautiful – this landmark of Budapest will vanish from the cityscape.
György Petri: Imre Nagy

Du warst unpersönlich wie die anderen bebrillten Führer
im Sakko, deine Stimme war nicht metallen,
denn du wußtest nicht, was du eigentlich sagen solltest,
so unvermittelt den vielen Versammelten. Gerade das Plötzliche
war ungewohnt für dich. Du alter Mann mit dem Zwicker,
ich hörte dich, ich war enttäuscht.
Ich wußte noch nichts

vom Betonhof, wo der Staatsanwalt
das Urteil gewiß heruntergeleiert hat,
ich wußte noch nichts von der groben Reibung des Stricks, von der letzten Schmach.

Wer will sagen, was sagbar gewesen wäre
von jenem Balkon aus, Möglichkeiten, unter Maschinengewehren
verfeuert, kehren nicht zurück. Gefängnis und Tod
wetzen die Schärfe des Augenblicks nicht aus,

wenn der eine Scharte bekommen hat. Aber wir dürfen uns erinnern
an den zögernden, verletzten, unentschlossenen Mann,
der gerade seinen Platz zu finden schien,

als wir davon aufwachten,
daß man unsere Stadt zerschoß.

Übersetzt von Hans-Henning Paetzke

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