Präsentation - Presentation - Part 3

posted by SHorváth on 2006/01/08 18:29

[ Präsentation - Presentation ]

Die im Wien-Energie-Haus laufende Ausstellung

Wundersame Bilderreisen – Fern Sehen um 1900

kann noch bis zum 13. Jänner 2006 erkundet werden.
Die Ausstellung umfasst Originalstereoskopien, Stereokameras, historische Programme und Original-Plakate aus der Glanzzeit des Kaiserpanoramas.

Ein vom Filmarchiv Austria nachgebildetes, in Betrieb befindliches Kaiserpanorama stellte bereits seit Dezember im wöchentlichen Wechsel thematisch geordnete Bilderzyklen vom kaiserlichen Wien und von Reisen in ferne, exotische Länder jener Zeit zur Schau. Bis zum 13. Jänner hat man noch die Möglichkeit, sich auf eine um 1900 begangene Nordpolexpedition entführen zu lassen.

Bereits im 19. Jahrhundert erfreute sich das Kaiserpanorama – ein Bilderkarussell mit 3-D-Effekten – großer Beliebtheit und es hatte seinen massenhaften Zustrom der Vorführung von beweglichen Bilderwelten "magischer Orte", aber auch der Dokumentation aktueller Geschehnisse zu verdanken.

Die 1851 erstmals auf der Londoner Weltausstellung vorgestellte stereoskopische Apparatur basierte auf der Erfindung der 3D-Fotografie und wurde zum populärsten optischen Vergnügen der damaligen Zeit. In Wien wurde das erste Kaiserpanorama, das Panorama International, 1885 am Kolowratring 7 (heute Schubertring) mit einer Amerikaserie eröffnet. 1910 etablierten sich rund 250 solcher Spielstätten in Mitteleuropa, für deren Einrichtung sich August Fuhrmann verantwortlich zeigte.

Bis zu 25 Personen gleichzeitig können rund um die rotundenartige Holz-Konstruktion sitzen. Die kolorierten Foto-Ansichten ziehen auf jeweils zwei Glas-Diapositiven in automatischer Abfolge an den Okularen vorbei und erzeugen im Auge ein dreidimensionales Bild.

Als Informationsstätten wurden diese Panoramakästen ebenso während des 1. WK für die Kriegsberichterstattung eingesetzt. Gezählt wurde dabei auf die optische Suggestivkraft der rotierenden Bilderfolgen. Diese wurde für die "Inszenierung des Krieges" als Propagandamittel, wie auch für die Darstellung von Katastrophen, Unglücks- und Kriminalfällen als Sensationsmedium wirksam genutzt. (Nachzulesen in den unten angeführten Schriften!)

Obwohl das sog. stereoskopische "Reiseinstitut" schon bald vom Film in den Schatten gestellt wurde, hielten sich die im Gegensatz zur Kinematografie damals als "wertvolles Bildungsmittel" geltenden Bilderkarusselle in Wels und Wien bis ins Jahr 1955. In der Verfilmung Abenteuer in Wien / Stolen Identity, einer österreichisch-amerikanischen Koproduktion im Stile des Film noir aus dem Jahre 1952 (der übrigens sehr zu empfehlen ist!), trägt sich eine Schlüsselszene im Kaiserpanorama zu.


Non-Stop-Kino "Wien um 1900" – am Donnerstag, 12. Jänner, 13 – 20 Uhr, gezeigt wird eine Nordpolexpedition (25 Min.). Selbiger Tag bietet auch eine Spezialführung - "Das Mutoskop" - mit Ernst Kieninger vom Filmarchiv um 18 Uhr.

Die Ausstellung kann noch bis zum 13. Jänner 2006, Mo.–Mi. 9–18, Do. 9–20, Fr. 9–15 Uhr besucht werden.

Wien-Energie-Haus
6, Mariahilfer Straße 63
Der Eintritt ist zu allen Veranstaltungen frei!


Nähere Ausführungen zum Thema sind auch im Editor-Weblog hier und hier zu finden.

Nahe legen möchte ich den zur gleichnamigen Ausstellung entstandenen Begleitband von:
Kieninger, Ernst / Rauschgatt, Doris: Die Mobilisierung des Blicks. Eine Ausstellung zur Vor- und Frühgeschichte des Kinos. Wien: PVS Verleger, 1995

sowie die Diplomarbeit von:
Rauschgatt, Doris: Kaiserpanorama. Die Institutionalisierung massenmedialer Produktion stereoskopischer Fotografien im 19. Jahrhundert. Wien, 1994.



Das Kaiserpanorama im Stadtmuseum Wels

http://kakanienneu.univie.ac.at/static/files/28201/wels.jpg


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