Emergenzen 7 // Open Access

posted by ush on 2008/10/05 14:01

Schon vorbei ist er nun, der Workshop zu Open Access. Unter Publikumsandrang hatten wir nicht zu leiden, was bei der Aktualität des Themas ein wenig verwundert; jedoch hinderte das keineswegs daran, dass vorzügliche Präsentationen von versierten ExpertInnen angeregt diskutiert wurden.

Herbert Hrachovec fasste die wichtigsten Punkte und Zwischenergebnisse thesenhaft in einem Live-Blog gestern direkt zusammen. Sein eigener Vortrag, der die athenische "Ur-Demokratie" und die Divergenzen zwischen Sophisten und Sokratikern mit gegenwärtigen Praktiken des politischen Widerstands bzw. der gelenkten politischen Meinungsbildung auf Grundlage frei verfügbarer Bildmaterialien im Web 2.0 in Verbindung brachte, bildete gewissermaßen auch ein Herzstück des Workshops, der den Diskussionen um techno-soziologische Gegebenheiten, Befürchtungen und Wünsche eine weitere Dimension hinzufügte.

In den eher pragmatisch orientierten Beiträgen, die sich mit der Etablierung von Open Access und der Digitalisierung von Archiv- und Buchbeständen sowie deren optimaler Nutzung beschäftigten, tauchte immer wieder die Differenz zwischen Bottom-Up und Top-Down-Maßnahmen auf. Trotz unterschiedlicher Stellungnahmen zur Sinnhaftigkeit dieser und jener Maßnahmen bzw. Bewegungen waren sich alle einigermaßen einig, dass die Schwierigkeiten und Widerstände im Bereich Open Access nicht technischer, sondern menschlicher Natur sind: mangelende Flexibilität im Wissenschaftsbetrieg (Geistes- & Sozialwissenschaften), Beharrungsvermögen von Evaluationsprinzipien in den G/S-Wissenschaften und Schwierigkeiten in der Umverteilung von Privilegien und Reputation stehen bislang (und wohl noch länger) entgegen.

Die Definitionsfrage nach Expertentum wurde zudem immer wieder verknüpft mit jener nach Öknomisierung, nach Geschäftsmodellen und Förderungsstrukturen der Wissenschaften, der WissenschaftlerInnen und der Publikationsmodelle. Dabei ist großflächig ein Wechsel in der Verteilung von Geld und Einfluss/sozialer und symbolischer Macht kaum abzusehen.

Zu kurz kam die Diskussion um die Stellung des und der einzelnen WissenschaftlerIn in diesem Geflecht mitsamt den zugehörigen Überlegungen zu konkreter Sichtbarkeit und Selbstvermarktung (durchaus auch in existenziellem Sinn) über die Prinzipien von Sharing, Self-Improvement und Förderung.

Nun, wie auch sollte jeder Aspekt erschöpfend an nur einem Tag diskutiert werden können; vor allem bei diesem Themenkomplex, der durchaus noch im Entstehen und Werden begriffen ist.

Wer nachlesen möchte, wird dies in einer noch zu eruierenden Form tun können; der Workshop wird wie gewohnt im entsprechenden Bereich dokumentiert werden.


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