Open Content | Access - Part 8

posted by PP on 2005/05/15 15:21

[ Open Content | Access ]

Nachdem an dieser Stelle erst kürzlich auf die Initiative des österreichischen FWF hingewiesen wurde, in Sachen wissenschaftlich-akademische Veröffentlichungspolitik bei Forschungsprojekten Fortschritte in Richtung Open Access zu erzielen, heute ein kleiner Rundgang durch die diversen Debatten und Beiträge, wobei sich hier - wie so oft - Archivalia und netbib als sehr gute Ausgangspunkte erweisen...

So fand sich etwa der Verweis auf einen Heise Newsticker mit dem Titel Wissenschaftler fordert: Open Access gehört ins Urheberrecht und weit über 100 höchst spannende Kommentare dazu bei Klaus Graf in einem Archivalia-Blog, wo vermittels Satzzeichen völlig zurecht die Dringlichkeit unterstützt wurde: Open Access gesetzlich verankern!

Es geht um eine Initiative des Juristen Gerd Hansen vom Münchner Max-Planck-Institut für geistiges Eigentum, der kürzlich eine Alternative zur Anbietungspflicht angeregt hat.

Jedem Wissenschaftler sollte, so Hansen vor der bis gestern in Bonn tagenden IuK-Initiative der zehn wissenschaftlichen Fachgesellschaften, nach einer gewissen Schonfrist für die Verlage das vertraglich unabdingbare Recht zur Zweitveröffentlichung auf der eigenen Website, der seines Instituts oder auf einem Archivserver zustehen.
Hansen schlägt dazu einen ergänzenden Satz im Urheberrecht vor: "An wissenschaftlichen Beiträgen, die im Rahmen einer überwiegend mit öffentlichen Mitteln finanzierten Lehr- und Forschungstätigkeit entstanden sind und in Periodika erscheinen, hat der Urheber auch bei Einräumung eines ausschließlichen Nutzungsrechts das Recht, den Beitrag nach Ablauf von grundsätzlich sechs Monaten seit Erstveröffentlichung öffentlich zugänglich zu machen, soweit dies zur Verfolgung nicht-kommerzieller Zwecke gerechtfertigt ist".
Anstelle einer dienstrechtlichen Verpflichtung wäre dies eine gesetzlich eingeräumte Option zu Open Access. Vorausgesetzt, dass die Wissenschaftler davon Gebrauch machen, würden durch die Zweitveröffentlichung im Internet wissenschaftliche Ergebnisse halbwegs zeitnah den Fachkollegen wie der Allgemeinheit frei zugänglich.

das hat wesentlich auch damit zu tun, dass die umstrittene 2. Stufe der Urheberrechtsreform in Deutschland (unmissverständlich sei es gesagt: DAS ist nun wahrlich kein ausschließlich deutsches Problem!) nach wie vor nicht voran kommt.

 

Nochmals Klaus Graf vom Archivalia-Weblog, der mit dem Hinweis Neues zum Thema "Open Access" an anderer Stelle nicht nur auf Diskussionen in den Niederlanden hinweist, sondern auch die Stellungnahme des zitierten Gerd Hansen kritisch sieht:

Abgesehen davon, dass die 6-Monats-Frist ein voellig ueberfluessiger Kotau vor der Verwerterlobby ist, wuerde
dieser Vorschlag eine eklatante Verschlechterung gegenueber
der derzeitigen [hier nachlesbaren; Anm.] Rechtslage bedeuten. Da § 38 UrhG 2003 nicht veraendert wurde, das Recht der oeffentlichen Wiedergabe (dem das fuer die Online-Nutzung erforderliche Recht der oeffentlichen Zugaenglichmachung unterfaellt) im Zweifel beim Autor verbleibt, gilt die fruehere Jahresfrist nicht mehr, soweit nichts anderes vereinbart ist. Hansens Vorschlag hat also nur dann einen Sinn, wenn er als Verbot entgegenstehender vertraglicher Vereinbarungen interpretiert wird.

Sein Fazit:

Universitaetsbibliotheken als ausgewiesene Foerderer von "Open Access" machen es sich zu einfach, wenn sie angesichts des duerftigen Anteils ihrer Schriftenserver am tatsaechlichen Forschungs-Output ihrer Universitaeten den schwarzen Peter der Traegheit und der Unkenntnis der Wissenschaftler zuschieben. Es muss gezielte und effiziente Werbung fuer die Schriftenserver gemacht werden. Weitere Beobachtung verlangen die juristischen Rahmenbedingungen, mit dem Urheberrechtsbuendnis ist man aber auf einem guten Weg der nachdruecklichen Lobbyarbeit fuer die Interessen von Wissenschaft und Bildung.

Verwiesen wird auch (und bei allem Umfang ist die Datei im .pdf höchst empfehlenswert!) auf einen Reader zum Urheberrecht, den die Hochschulrektorenkonferenz auf ihrem Server anbietet: Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft - Anforderungen an das Zweite Gesetz zur
Urheberrechts in der Informationsgesellschaft. Hg. v. Ulrich Sieber und Thomas Hoeren (März 2005, Beiträge zur Hochschulpolitik 2/2005).

Kurze Pause, dann weiter im Text...


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Senior Editor

Seitenwechsel. Geschichten vom Fußball. Hgg. v. Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bohmann 2008, 237 pp.
(Weitere Informationen hier)
Transcarpathica. Germanistisches Jahrbuch Rumänien 3-4/2004-2005. Hgg. v. Andrei Corbea-Hoisie u. Alexander Rubel. Bukarest/Bucuresti: Editura Paideia 2008, 336 pp.
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]
Seitenweise. Was das Buch ist. Hgg. v. Thomas Eder, Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bundespressedienst 2010, 480 pp.
(Weitere Informationen hier wie da, v.a. auch do. - und die Rezension von Ursula Reber findet sich hier [.pdf].)
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