Copy and paste - Part 22

posted by PP on 2006/12/15 18:32

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Die Teile 1 und 2 hatten wir schon, nun also Nummer 3 in Stefan Webers kurzer Serie auf heise.de: Wissenschaft als Web-Sampling oder Wie an Universitäten in Windeseile eine Textkultur ohne Hirn entstanden ist. Die These lautet:
In der gegenwärtigen (akademischen) Textkultur kommt es offenbar systematisch zu Texten, die nicht selbst geschrieben wurden und auch nicht von anderen gelesen werden. Der Text bleibt somit von Produktion und Rezeption relativ "unberührt".
Die provokante Behauptung gleich zu Beginn:
Viele kultur- und geisteswissenschaftlichen Institute an Universitäten, aber auch zahlreiche andere Bildungseinrichtungen produzieren derzeit eine derartige Textkultur ohne Hirn: Wissenschaftliche Texte bestehen zunehmend aus minimalen Umschreibungen bestehender Texte, und sind alleine schon dadurch kaum noch anschlussfähig. Darauf weisen meine bisherigen Stichprobenkontrollen deutlich hin. Es kam zu einer Invasion des "Vgl.", wobei wissenschaftliches Arbeiten offenbar sehr oft mit einem rein editorischen Vorgehen gleichgesetzt wurde. Wissenschaft als Erfinden kreativer Ideen auf der Basis des Verstandenen habe ich kaum einmal vorgefunden.
So lieblos die Produktion, so auch die Rezeption: Die Arbeiten werden immer öfter auch von den Betreuern nicht mehr (sorgfältig) gelesen. Und eine weitere Legitimation der wissenschaftlichen Abschlussarbeit ist verloren gegangen: Sie treibt kaum noch selbst Forschung voran. An vielen Instituten wird ja so gut wie gar nicht mehr geforscht, sondern es werden nur noch Studierende verwaltet, Lehrpläne adaptiert, Lehrkräfte berufen oder verhindert, Intrigen geschmiedet, Allianzen gebildet oder gesprengt – und es werden ganz allgemein notorisch die schlimmen Verhältnisse beklagt. Wo war da noch die Diplom- oder Doktorarbeit?

Weiterlesen lohnt sich jedenfalls.


Antworten

Senior Editor

Seitenwechsel. Geschichten vom Fußball. Hgg. v. Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bohmann 2008, 237 pp.
(Weitere Informationen hier)
Transcarpathica. Germanistisches Jahrbuch Rumänien 3-4/2004-2005. Hgg. v. Andrei Corbea-Hoisie u. Alexander Rubel. Bukarest/Bucuresti: Editura Paideia 2008, 336 pp.
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]
Seitenweise. Was das Buch ist. Hgg. v. Thomas Eder, Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bundespressedienst 2010, 480 pp.
(Weitere Informationen hier wie da, v.a. auch do. - und die Rezension von Ursula Reber findet sich hier [.pdf].)
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