Seitenwechsel

posted by PP on 2008/05/25 18:17

[ Bücher | Books ]

Was sich im Dezember noch scheu als "Übersteiger" betitelte, ist nun ein veritabler "Seitenwechsel" geworden. Und erklärt bis zu einem gewissen Grad auch die doch etwas länger genommene Auszeit, die es vor etwa zweieinhalb Monaten anzuzeigen galt. Diese soll nun ihrerseits behutsam einem Ende zugeführt werden, wofür sich schon allein wegen der ballestrischen Präsenz von Kroatien, Polen Rumänien, Russland und Tschechien bei der Europameisterschaft in der Schweiz und Österreich derart zahlreiche Gründe anführen ließen - dass wir über diese allsogleich hinweggehen können. das wird schon noch alles nachgeholt. Mehr dazu demnächst.

Zunächst bleiben wir noch kurz beim "Seitenwechsel", der wie folgt sich annoncieren lässt (und auch schon von Christian Bruckner rezensiert wurde):

Samo Kobenter, Peter Plener (Hg.): Seitenwechsel. Geschichten vom Fußball. Eine Publikation des  Bundespressedienstes der Republik Österreich. Wien: Bohmann 2008, 237 pp.
[ISBN 9783901983825; EUR 9,90,-]

Das fein säuberlich in drei Abschnitte unterteilte Inhaltsverzeichnis und überdies die Liste der BeiträgerInnen des Bandes lässt sich wie folgt wiedergeben:

WER UND WO

  • Manfred MATZKA: Unser Ball-Hausplatz
  • Ute WOLTRON: Döppling, Rio und retour oder Die ganze Welt ist ein Fußballstadion
  • Claus FARNBERGER: Die Verteidigung des Mittelfeldes. Österreich zwischen Mutlosigkeit und Größenwahn
  • Wendelin SCHMIDT-DENGLER: Sempach und die Folgen. Österreich und die Schweiz, eine Erinnerung
  • Gerald SIMON: Von Chantleadern und Schremser Schweinen
  • Barbara LIEGL / Georg SPITALER: "Legionäre" am Ball. Transnationalität und Identitätspolitik im österreichischen Profifußball
  • Wolfgang MADERTHANER: Fußball und Faschismus. Zur Geschichte eines vieldeutigen Verhältnisses
  • Janko FERK: Justiz und Fußball. Richter, Schiedsrichter und Pfiffe aus dem Publikum
  • Pia HASCHKE: Justitia ist gesetzt

WIE

  • Samo KOBENTER: Aus der Tiefe des Raumes
  • Gerald SCHMICKL: Fußballtrainer und Systeme
  • Manfred MOSER: Über Logistik und Leidenschaft, Fußball und Tod
  • Wolfgang WEISGRAM: Die Geilheit des Sich-Verschwörens
  • Wolfgang PENNWIESER: Die Fußballwetterfühligkeit
  • Egyd GSTÄTTNER: Elha, Lamu, die käufliche Liebe und der CCC
  • Johann SKOCEK: Dem das Spiel lieb und teuer ist
  • Peter PLENER: Eins werden. Der Fußball und seine Übertragungsmedien

UND ÜBERHAUPT

  • Ernst STROUHAL: Ein einziges Match. Plädoyer für den ballestrischen Untergrund
  • Christoph WINDER: Das Kopfballtor des Sokrates. Eine bodenlose Beziehung: Über die Intellektuellen und den Fußballsport
  • Franz PUTZ: Sindelar, Eusébio, Maradona: Land der Künstler – Land der Götter
  • Radek KNAPP: Endlich vereint
  • FRANZOBEL: Die Entscheidung
  • Martin KUŠEJ: Absage [auszugsweiser Abdruck in der Kleinen Zeitung]

Dazu kommen dann noch weit über 40 Abbildungen (aus dem Bildarchiv der ÖNB, aber auch von Florian Bettel, Wolfgang Sos und Johannes Zinner), werden die CVs der p.t. Beitragenden angeführt (inklusive ihrer jeweiligen EM-Tipps). Das Vorwort stammt vom Bundeskanzler. Worum geht es, der Einleitung zufolge?

Dieses Buch soll keine Fußballhistorie im üblichen Sinn bieten, keine metaphysischen Erklärungsmuster favorisieren, sondern vielmehr von der Liebe zum und am Spiel selbst sprechen. Dabei geht es auch darum, die Möglichkeiten auszuloten, inwieweit sich vom Spiel Fußball überhaupt sprechen und schreiben lässt, welche Schwierigkeiten sich bei derartigen Unternehmungen in den Weg stellen.
Das offensichtliche, nie an Kraft verlierende Phänomen der »Magie« des Fußballs ist die Klammer, mit der sich die hier vorgestellten Zugänge umspannen lassen. Darüber schwebt darüber natürlich immer die Frage, welche Geschichten der Fußball, welche Geschichten jedes Spiel aufs Neue erzählt und vor allem, wer sie erzählt.
Unbestritten ist mittlerweile, dass Fußball ein Teil unserer Kultur ist. Manifestationen finden sich etwa in den Bereichen der Architektur, der Mode,  der Politik, der Medienrezeption und der sich daraus ableitenden Diskursformen. Ob Fußball kulturtauglich in einem Sinn ist, den beispielsweise das klassische Musiktheater seit Jahrzehnten in hochelitären Festspielen und ähnlichen Events seiner Verwertbarkeit zuführt, steht auf einem anderen Blatt.
In der Rezeption durch seine Zuseher erlebt der Fußball jede Woche aufs Neue seine 90 Minuten als großes Theater, und wie in jedem großen Theater ist die Aufführung nach dem Fallen des Vorhangs auch hier noch nicht beendet. Der Schlusspfiff löst die Rede aus, leitet die dritte Halbzeit ein, in der das Publikum im Mittelpunkt des Geschehens steht. Und vielleicht einen Seitenwechsel riskiert: Mit einem Buch, das Geschichten vom Fußball erzählt.

 

Was noch zu erwähnen ist: Die optische Aufmachung des Bandes - Satz, Seitenspiegel und insgesamt die Verantwortung für das Layout - lag aus guten Gründen bei dem auch in Kakanien nicht unbekannten Gábor Békési.

Jedenfalls gabs bislang zwei Vorstellungen des Buches, in Wien (07.05.) und Klagenfurt (14.05.); eine weitere wird aller Voraussicht nach folgen. Wir halten Sie auf dem sogenannten Laufenden.


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Antworten

01 by TM at 2008/05/26 17:51 Bitte registrieren und/oder loggen Sie ein, um zu antworten

Instead of congratulations for the excellent book, here is one more artistic contribution to the EURO 2008 Theatre, coming from Dreamland by the Belgrade artist Uroš Djurić… enjoy!

Senior Editor

Seitenwechsel. Geschichten vom Fußball. Hgg. v. Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bohmann 2008, 237 pp.
(Weitere Informationen hier)
Transcarpathica. Germanistisches Jahrbuch Rumänien 3-4/2004-2005. Hgg. v. Andrei Corbea-Hoisie u. Alexander Rubel. Bukarest/Bucuresti: Editura Paideia 2008, 336 pp.
[Die online-Fassung meines Einleitungsbeitrags "Thesen zur Bedeutung der Medien für Erinnerungen und Kulturen in Mitteleuropa" findet sich auf Kakanien revisited (Abstract / .pdf).]
Seitenweise. Was das Buch ist. Hgg. v. Thomas Eder, Samo Kobenter u. Peter Plener. Wien: Bundespressedienst 2010, 480 pp.
(Weitere Informationen hier wie da, v.a. auch do. - und die Rezension von Ursula Reber findet sich hier [.pdf].)
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